Ratgeber - Tipps zum Hausbau, 13.12.2022
Baumaterial – Aus der Vergangenheit in die Moderne
Das Baumaterial hat beim Hausbau nicht nur Einfluss auf Qualität und Sicherheit eines Gebäudes, sondern auch auf die Umwelt und Gesundheit der Bewohner.
Das Baumaterial spielt heute wie früher eine wichtige Rolle beim Traum des Eigenheims. Über die Jahrhunderte haben sich immer neue Baustoffe etabliert und das Angebot hat sich um ein Vielfaches erweitert.
Allerdings erfahren auch klassische Baumaterialien wie Holz und Lehm heute eine echte Renaissance und sind aus dem Bauwesen nicht mehr wegzudenken. Das belegt die hohe Nachfrage nach natürlichen Baustoffen. Baumaterialien können in Form von Rohstoffen, Hilfsstoffen oder Halbzeugen für das Errichten von Bauwerken und Gebäuden zum Einsatz kommen. Umgangssprachlich bilden die Begriffe Baustoff oder Verbrauchsstoff dasselbe ab wie der Begriff Baumaterial. Auf gesetzlicher Ebene spricht man von Bauprodukten, welche in der Bauproduktenverordnung geregelt sind.
Qualität von Baumaterialien
Beim Baumaterial sollte immer die Qualität im Vordergrund stehen, damit die Gebäude später keine Beeinträchtigung bei der Statik haben. Die Qualität des Materials geht grundsätzlich von der Güte, Kombination, Wahl, Verträglichkeit und Verarbeitung aus.
Beim Bau von Gebäuden dürfen keine qualitätsbezogenen Fehler passieren. Deshalb gelten grundsätzlich Planungs- und Projektierungsgrundlagen, die aus DIN-Normen und Richtlinien, gesetzlichen Vorgaben und Verordnungen, Verarbeitungsvorschriften sowie den allgemein anerkannten Regeln der Technik hervorgehen. Neue Baustoffe eröffnen oftmals neue Möglichkeiten in der Architektur und ermöglichen nie dagewesene Baustile.
Baumaterial aus der Vergangenheit
Das Baumaterial spielt für den modernen Menschen seit über 10.000 Jahren eine wesentliche Rolle beim Wohnen und Leben. Mit der Sesshaftigkeit kam auch der Bedarf an freigeplantem Wohnraum und hierfür wurden Materialien benötigt. Im Mittelalter waren bestimmte Baustoffe nur der oberen Gesellschaftsschicht zugänglich, da der Preis hierfür sehr hoch war. Ob Bauern- oder Stadthaus, Burg oder Kapelle - der Baustoff Holz spielte bei allen Bauprojekten eine tragende Rolle. Aber auch das Vorhandensein des Baumaterials vor Ort nahm Einfluss auf die jeweiligen Baustile.
Zu den klassischen Baumaterialien im Mittelalter gehören
- Holz,
- Lehm,
- Schilf,
- Findlinge
- und Haustein.
Später kamen dann noch Bruchstein aus Ruinen und Backstein (Ziegelstein) dazu. Kalk, Gips und Mörtel hielten ebenfalls Einzug als Baumaterial in das Bauwesen.
Baumaterialien im Allgemeinen
Die Wahl des Baumaterials hat wesentlichen Einfluss auf die Wohngesundheit der Bewohner, die Qualität sowie die Kosten eines Bauprojekts. Deshalb sollten Sie bei der Auswahl der Baumaterialien auf einige wesentliche Punkte achten:
- Wurden die Baustoffe umweltverträglich hergestellt und verarbeitet?
- Welche gesundheitlichen Auswirkungen oder Spätfolgen können auftreten?
- Wie werden die Stoffe später entsorgt
Historische Gebäude sind überwiegend aus ökologischen Baumaterialien wie Holz, Lehm und Stroh gebaut. Erst in der Nachkriegszeit kam eine Vielzahl an chemischen Baustoffen dazu, welche heute zum Teil nicht mehr zugelassen sind. Gerade Asbest, Formaldehyd in Spanplatten, Holzschutzmittel oder Parkettklebstoffe mit krebserregenden Stoffen wie Polyzyklischen Aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) und Polychlorierten Biphenylen (PCB) gehören hierzu. Durch strenge gesetzliche Vorgaben sind solche Baumaterialien mittlerweile verboten.
Baumaterialien in der Übersicht
Jedes Baumaterial hat seine ganz eigenen Vor- und Nachteile, was die Funktionalität, Gesundheit oder Umweltbelastung angeht. Daher empfiehlt sich grundsätzlich eine gute Mischung und ein sinnvoller Einsatz der Baumaterialien.
Beton
Beton und Betonsteine sind künstlich hergestellte Baustoffe die aus einer Mischung von Zement und Zuschlagstoffen wie Sand, Kies und Leichtzuschlägen wie z.B. Ziegelsplitt und Kunststoff hergestellt werden. Da bei ihrer Herstellung ein hoher Energieeinsatz erforderlich ist, sind sie meist umweltbelastend. Zudem werden bei Beton mitunter Trennmittel aus Mineralölen beigemischt, die wie auch die enthaltenen Salze des Zements eine gesundheitsgefährdende Eigenschaft besitzen. Daher sollte Beton mit möglichst wenig Zusatzstoffen verbaut werden. Auch sollten diese nur in der benötigen Menge zum Beispiel für das Fundament eingesetzt werden.
Holz
Über Jahrhunderte hinweg war Holz das dominante Baumaterial im Bauwesen und fand vielerorts Verwendung. Mit der Industrialisierung wurde durch Stahl und Stahlbeton der nachwachsende Rohstoff Holz immer weiter verdrängt. Seit einigen Jahren gibt es im Bauwesen aber einen immer stärker werdenden Trend zurück zum natürlichen Baustoff Holz. Das belegen die Baugenehmigungszahlen im Ein- und Zweifamilienhausbau in Deutschland.
Da Holz als natürliches Produkt für umweltgerechtes und gesundes Bauen steht, wird sich dieser Trend laut Experten auch in den kommenden Jahren weiter fortsetzen. Aufgrund des konstruktiven Holzschutzes können die Holzbauteile ohne chemische Holzschutzmittel auskommen, da sie ausreichend vor Durchfeuchtung geschützt sind: zum Beispiel durch entsprechende Dachüberstände und fehlenden Kontakt zum Erdreich. Holzbaustoffe sollten beim Einbau im Außenbereich mit einer Holzfeuchte von nicht mehr als 18 % eingebaut werden. Durch eine entsprechende Qualitätssicherung mittels Eigen- und Fremdüberwachung können Haushersteller, die zur Qualitätsgemeinschaft Deutscher Fertigbau (QDF) gehören, neben den gesetzlichen Forderungen noch höhere Standards nachweisen.
Dichtbahn
Jedes Baumaterial benötigt zur Abdichtung gegen Nässe und Wasser einen Dichtstoff. Gerade bei Flachdächern oder Kelleraußenwänden müssen sogenannte Bautenschutzfolien eingesetzt werden. Von Dichtbahnen aus PVC-Materialien ist abzuraten und es sollte eher auf Alternativen wie Schaumglas, PE-Folien oder Bitumen zurückgegriffen werden. Dampfsperren oder -bremsen werden immer auf der warmen Seite der Bauteile (innen) eingebaut: Sie mindern oder stoppen das Eindringen von Feuchtigkeit ins Gebäude und vermeiden zudem Schimmelbildung. Auch hier können PE-Folien oder mit Kautschuk beschichtetes Papier verwendet werden. Stellt der Wandaufbau aus bauphysikalischen Gründen kein Problem in Sachen Feuchtigkeit dar, sollte dennoch im Sinne des gesunden und umweltgerechten Bauens eine Winddichtigkeit auf der Außenseite der Dämmung mittels Windschutzpapier geschaffen werden.
Naturdämmstoff
Steht für die angehende Baufamilie besonders der Gesundheits- und Umweltaspekt im Vordergrund, sollte sie sich an Baustoffen orientieren, deren Hauptbestandteile aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen. Zudem sollte deren Produktionsverfahren umweltfreundlich sein und die Baumaterialien aus Holzwerkstoffen statt Erdöl (z.B. Polystyrol) bestehen. Erdölbasierte Dämmstoffe benötigen zur Herstellung eine große Menge an Primärenergie. Auch Mineralfaserdämmstoffe benötigen viel Energie, da Kunstharze zur Bindung der Fasern eingesetzt werden. Zudem ist die Recyclingfähigkeit der Stoffe weniger gegeben als bei nachwachsenden Rohstoffen. Im besten Fall können die eingesetzten Baumaterialien nach der Nutzung in einen natürlichen Zyklus gegeben werden, damit sie die Umwelt nicht belasten. Je simpler die Entsorgung, desto niedriger sind auch die anfallenden Kosten für die Baufamilie. Verbundbaustoffe wie Wärmedämmverbundsysteme lassen sich beispielsweise nicht ohne weiteres trennen und müssen meist als Sondermüll entsorgt werden. Natürliche und nachwachsende Dämmstoffe haben hier einen entscheidenden Vorteil.
Aufgrund kontinuierlicher Verbesserung und gesammelter Praxiserfahrung ist die Dämmeigenschaft mittlerweile mit konventionellen Materialien vergleichbar. Außerdem haben Naturprodukte eine hohe Speicherkapazität für Feuchte sowie Wärme und wirken damit regulierend auf das Raumklima. Nachfolgend finden Sie gängige natürliche Dämmstoffe:
- Zellulose
- Holzweichfasern
- Flachs
- Hanf
- Kokos
- Stroh- und Schilfplatten
- Schafwolle und Baumwolle
- Kork
- Blähperlit-Schüttung
Mörtel und Putz
Früher bestanden Mörtel und Putz aus Kalk, Sand oder Zement und wiesen keine Zusatzstoffe auf. Da der Faktor Zeit heute eine wichtige Rolle im Bauwesen spielt und die Baumaterialien gleich mehrere Aufgaben erfüllen sollen, werden Kunstharze und Kunststoffe beigemischt, die Rissbildung vermeiden und schnell aushärten. Unter Umweltgesichtspunkten sind diese chemischen Zusätze eher kritisch zu sehen. Daher sollten Fertigprodukte eher vermieden und Putz sowie Mörtel auf der Baustelle angemacht werden.
Kalksandsteine und Ziegel
Kalksandsteine bestehen meist aus Quarzsand, Sand und Kalkhydrat. Klassische Ziegel werden aus tonhaltigem Lehm hergestellt. Die Rohstoffe hierfür sind ohne weiteres überall zu finden und damit ist auch die Herstellung und Verarbeitung des Baumaterials regional problemlos möglich. Die Wärmedämmeigenschaften eines Ziegels sind gut und können zu einem positiven Raumklima verhelfen. Der Kalksandstein hat besonders gute Schallschutzeigenschaften. Allerdings benötigen die Steine auch eine lange Trocknungszeit. Besonders beim zweischaligen Mauerwerksbau kommen beide Produkte zur Anwendung.
Gesunde Baumaterialien
Die Hersteller von Baumaterial müssen für ihre Bauprodukte diverse Zulassungsverfahren durchlaufen, bevor sie auf den Markt kommen. Das Deutsche Institut für Bautechnik ist im Einzelfall für die Prüfung der Baumaterialien zuständig und besitzt alle Rezepturen von zugelassenen Baustoffen. Das Umweltbundesamt wiederum spricht Empfehlungen aus, welche Emissionswerte durch Baumaterialien nicht überschritten werden dürfen. Da Holz in seiner Reinform ein gesundes Baumaterial ist, müssen sich angehende Baufamilien, die sich für ein Holzhaus entscheiden, kaum Gedanken um das Thema machen.
Baumaterialien im gesellschaftlichen Kontext
Aktuell spielt das Thema „Grüner Leben und Wohnen“ eine immer bedeutendere Rolle in der Gesellschaft und auch die Politik setzt sich vermehrt mit diesem Thema auseinander. Mittlerweile gibt es Förderungen für umwelt- und gesundheitsbewusstes Bauen und Baumaterial. Auch der Rückbau der Gebäude wird hierbei mit in Betracht gezogen, sodass keine Entsorgungsproblematik für künftige Generationen entsteht. Dementsprechend ist es auch nicht verwunderlich, dass die Einschränkungen für den Holzbau zunehmend gelockert werden und immer höhere Gebäude in Holzbauweise entstehen. Auch die innerstädtische Nachverdichtung durch Aufstockungen aus Holz haben viele Städte sowie Gemeinden mittlerweile auf dem Schirm und so sind in den vergangenen Jahren immer mehr Holzbauprojekte in Städten umgesetzt worden.